Leopold Einböck jun. im Interview mit „Landwirt bio"

Nicht bio, nicht konventionell – die Zukunft der Landwirtschaft sieht Leopold Einböck jun. im „Fusion-Farming". Was das ist, hat er im Fachmagazin „Landwirt bio" Interview, durchgeführt von Roman GOLDBERGER, Landwirt Redakteur, erklärt! Ist die Hack- und Striegeltechnik mittlerweile in der konventionellen Landwirtschaft angekommen?In den meisten Ländern noch sehr wenig. In Österreich verkaufen wir Hack- und Striegeltechnik fast ausschließlich an Bio-Landwirte. Ähnlich sieht es in den meisten Exportmärkten aus, auch wenn wir in Deutschland zuletzt immer mehr Interesse bei konventionellen Landwirten spüren. Ganz anders ist hingegen die Situation in Frankreich: Dort hat sich im konventionellen Landbau ein Mix aus mechanischen und chemischen Methoden etabliert. Mehr als die Hälfte der Striegel- und Hacktechnik verkaufen wir dort an konventionelle Betriebe. Woran liegt diese unterschiedliche Entwicklung?Der Pflanzenschutz hat sich in Frankreich anders entwickelt als in Österreich oder Deutschland. In Frankreich haben Landwirte nie wirklich aufgehört zu hacken, Bio-Bauern und konventionelle Landwirte lernen dort voneinander. Bei uns profitieren diese beiden Formen der Landwirtschaft kaum voneinander, bio und konventionell sind hier Parallelwelten. Wir von Einböck wollen aber den Weg des Miteinanders gehen, wir nennen es Fusion-Farming - also die Fusion von biologischer und konventioneller Landwirtschaft. Sind konventionelle Kunden für Einböck nicht auch strategisch wichtig, immerhin gibt es aktuell nicht viele Bio-Umsteller?In Österreich merkten wir tatsächlich in den letzten zwei bis drei Jahren, dass weniger Betriebe auf bio umstellen. Dies liegt natürlich vor allem an den politischen sowie zurzeit auch wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Trotzdem ist das im Verkauf nicht spürbar, viele Betriebe tauschen einen alten Striegel gegen einen neuen ein oder kaufen sich mit den neueren Hack- oder Striegelmodellen ein Upgrade. Anders dürfte die Situation international sein. Die EU will den Bio- Anteil bis 2030 auf 25 % erhöhen. Merken Sie das im Verkauf?Ja, das spüren wir tatsächlich. Deutschland will den Bio-Anteil in manchen Regionen und Bundesländern sogar auf 30 % steigern. Insofern haben wir dort viele Kunden, die das erste Mal in eine Striegel- oder Hacktechnik investieren. Entsprechend höher ist auch der Beratungsaufwand. International wird auch Getreide gehackt. Ist der Striegel im Getreide ein österreichisches Phänomen?Auch in Deutschland wird meist der Striegel zur Unkrautregulierung in den Getreidefeldern eingesetzt. Aber ja, es stimmt, dass international durchaus auch Getreide gehackt wird – in der Regel mit einem Hackabstand von 15 bis 20 cm. Wir bieten Geräte an, die auf einem Parallelogramm mit drei Zinken drei Getreidereihen hacken. Dieses Gerät kann auch für Rüben oder Soja mit 45 cm Hackabstand verwendet werden. In Frankreich hat das eine lange Vergangenheit, in Österreich und Deutschland ist es hingegen noch nicht so populär. Sie haben im Vorjahr mit dem Chopstar-Prime Ihr Angebot auf fünf Modelle erweitert. Braucht es so viele verschiedene Hackgeräte?Wir wollen Spezialist und Komplettanbieter für die mechanische Unkrautregulierung sein. Dazu gehört auch, auf Kundenwünsche einzugehen. Daraus haben sich über die Jahrzehnte neun verschiedene Striegel und elf verschiedene Hackgeräte entwickelt. Die Vielfalt ist wichtig, weil nicht jedes Gerät zu jedem Landwirt passt. Der CHOPSTAR-PRIME ist für Anwender geeignet, die Wert auf ein schnelles Verstellen der Werkzeuge legen. Das können zum Beispiel Lohnunternehmer sein oder auch Bio-Landwirte mit vielen unterschiedlichen Kulturen und vor allem unterschiedlichen Wachstumsstadien. Für Einsteiger ist oftmals das einfachere Standardgerät CHOPSTAR oder der CHOPSTAR-VERSO mit Kameralenkung ein passendes und vor allem sehr wirtschaftliches erstes Gerät zum Starten. Ähnlich ist es beim Striegel. Für Betriebe mit Getreide, Mais und Soja passt der CLASSIC- oder EXACT-Striegel. Für das Rübenblindstriegeln, für Gemüse, Kräuter oder Dammkulturen kann hingegen der indirekt gefederte AEROSTAR-FUSION besser geeignet sein. Für das Striegeln in organischem Material dann der Rollstriegel AEROSTAR-ROTATION. Für wen ist die Rotorhacke empfehlenswert?Den ROTARSTAR verkaufen wir vorwiegend an konventionelle Landwirte. Er öffnet und belüftet verschlämmte und verkrustete Böden. Das ermöglicht eine verstärkte Mineralisierung und einen besseren Pflanzenaufgang. Effizienter in der Unkrautregulierung ist aber der Striegel, weshalb der ROTARYSTAR auf Bio-Betrieben eher als Gemeinschaftsgerät zum Einsatz kommt. Die große Flächenleistung macht das möglich. Werden in zehn Jahren Roboter die Hackarbeit autonom übernehmen?Roboter werden schon bald in Nischen wie dem Gemüse- oder dem Weinbau eingesetzt werden. Die Digitalisierung entwickelt sich rasant weiter, und überall dort, wo man Fremdarbeitskräfte einsparen kann, lässt sich der Einsatz von Robotern rascher wirtschaftlich darstellen. Im Getreidebau sehen Sie wenig Potenzial?Das Einsparungspotenzial durch den Roboter ist hier geringer. Außerdem darf man die Anwender nicht überfordern, die Einstellung von Geräten zur Unkrautregulierung muss einfach und selbsterklärend sein. Ich kann mir daher eher vorstellen, dass die Entwicklung weiter in Richtung autonom fahrende Trägerfahrzeuge geht und weniger Richtung Hackroboter.Wird es einmal einen Einböck-Roboter geben?Das glaube ich nicht, wir sind Maschinenbauer und keine Softwareentwickler. Wir bauen Maschinen, die vielleicht in Zukunft von autonomen Trägergeräten gezogen werden — aber sag niemals nie! Aktuell unterscheidet Ihre Hackgerät- Kamera zwischen Farben. Wird sich die Einzelpflanzenerkennung mit künstlicher Intelligenz durchsetzen?Es gibt bereits Systeme, die die Einzelpflanze erkennen und mit künstlicher Intelligenz weitertrainiert werden können. Bei einer Getreide- oder Sojareihe hat es aber wirtschaftlich keinen großen Vorteil, wenn ich weiß, wo jede einzelne Pflanze steht. Wenn es nach der Saat längere Zeit regnet und Kultur sowie Unkraut zum ersten Hackgang grün sind, wäre die Einzelpflanzenerkennung schon sinnvoll.Solche Rückmeldungen bekommen wir selten – und wenn, dann lässt sich die Erkennung meist durch Einstellungen an der Kamera, die ja nicht nur auf Farben, sondern auch auf Reihen schaut, verbessern. Die Kameratechnik hat sich weiterentwickelt, sodass wir heute schon unterschiedliche Farbkombinationen und auch 3D unterscheiden können. Dennoch: Irgendwann kann die Pflanzenerkennung mittels künstlicher Intelligenz Standard werden – aber erst dann, wenn sie wirtschaftlich, einsatzsicher und anwenderfreundlich ist. Gehört der mechanischen Unkrautbekämpfung die Zukunft?Ja, aber nicht nur im Bio-Landbau, auch in der konventionellen Landwirtschaft. Wir nennen das Fusion-Farming, wenn die Bio- und die konventionelle Landwirtschaft voneinander lernen. In Frankreich funktioniert das gut, in Deutschland und Österreich gibt es noch Aufholbedarf. Wir Österreicher sind zwar Bio- Weltmeister, aber sicher nicht Fusion-Weltmeister. Das Interview wurde im Februar vom Landwirt Redakteur Roman Goldberger durchgeführt und ist in der Ausgabe 2 von „Landwirt bio" (Seite 100–103) zu finden.

Quelle: EINBÖCK